Am Gymnasium Güssing fand kürzlich eine Gedenkveranstaltung statt, die im Zeichen der Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus stand. Anlass war die Verlegung von Stolpersteinen in Güssing, die in Kooperation mit der Güssinger Historischen Gesellschaft durchgeführt wurde. Die Veranstaltung verstand sich als Beitrag zu einer lebendigen und verantwortungsbewussten Erinnerungskultur und wurde von der Schulgemeinschaft sowie zahlreichen Gästen aus der Region mitgetragen.

Im Zentrum der Projektarbeit stand die intensive Auseinandersetzung der Schüler:innen der 8. Klassen mit den Biografien jener Menschen, denen die Stolpersteine gewidmet sind. Im Vorfeld der Veranstaltung recherchierten die Jugendlichen in historischen Quellen, arbeiteten mit Dokumenten und setzten sich kritisch mit den Lebensgeschichten der Betroffenen auseinander. Ziel war es, die abstrakten Zahlen und Fakten der NS-Zeit durch konkrete persönliche Schicksale begreifbar zu machen. Die erarbeiteten Biografien wurden im Rahmen der Gedenkfeier präsentiert und zeichneten sich durch historische Genauigkeit sowie eine reflektierte, respektvolle Darstellung aus.

Einen besonders eindrucksvollen Akzent erhielt die Veranstaltung durch die Anwesenheit von Nachfahren einer betroffenen Familie, die eigens zur Gedenkfeier angereist waren. Die persönlichen Worte und Erinnerungen von Dr. Michael Latzer und Dr. Ingrid Kapsch-Latzer verliehen dem Anlass eine besondere Dimension und zeigten, wie weitreichend und aufarbeitend die Wirkung solcher Projekte sein kann.

Direktor Robert Antoni sprach im Rahmen der Veranstaltung seinen besonderen Dank an Prof. Michael Hammer aus, dessen engagierter Einsatz die Umsetzung des gesamten Projekts maßgeblich ermöglicht habe. Ebenso würdigte er die pädagogische Arbeit von Prof. Anna Sophie Stranzl, die die Schüler:innen mit großem Engagement für historische Zusammenhänge sensibilisiere und ihnen ermögliche, Erkenntnisse zu gewinnen, die weit über den Unterricht hinausreichen.

Abschließend betonten Direktor Antoni und Prof. Stranzl die Bedeutung solcher Projekte für die Stärkung demokratischer Werte. Durch die Verbindung von lokaler Geschichtsforschung und persönlicher Reflexion werde jungen Menschen bewusst, dass Erinnerungskultur kein abgeschlossener Prozess, sondern ein fortdauernder Auftrag für die Gegenwart und Zukunft ist.

Die Gedenkveranstaltung am Gymnasium Güssing machte deutlich: Erinnern bedeutet Verantwortung zu übernehmen – für die Geschichte, für die Gesellschaft und für kommende
Generationen.