Ein Nachruf von Direktor Mag. Robert Antoni
Mit großer Trauer haben wir, die Schulgemeinschaft sowie die ehemaligen Kolleginnen und Kollegen des BORG Güssing, vom Ableben unseres hoch geschätzten, ehemaligen Kollegen und Direktors, Hofrat Dr. Walter Dujmovits erfahren.
Das BORG Güssing ist untrennbar mit seiner Person verbunden. Ich glaube sagen zu dürfen: So wie Walter Dujmovits ein Teil der Geschichte unseres Gymnasiums ist, ist das Gymnasium ein Teil seiner Geschichte.
Als in den 1960er Jahren im Burgenland eine große Bildungsoffensive begann, um den Anschluss an andere Bundesländer zu schaffen, wurde 1963 als erste höhere Schule südlich von Oberschützen, in Güssing, eine höhere Schule gegründet – zunächst in Form einer Expositur als Mittelschule, im neuen Zubau der Volksschule.
Walter zitierte einmal den ersten Direktor des Gymnasiums Güssing, Herrn Prof. Trinkl, mit den Worten: „Volkschule stand drauf, Mittelschule war drin und Gymnasium war dran.“
Walter selbst trat im Jahr 1966 seinen Dienst in Güssing an. Gemeinsam mit ihm unterrichteten nicht wenige Kolleginnen & Kollegen, die gleichzeitig auch an verschiedenen anderen Schulen unterrichten mussten. Der vorherrschenden Lehrermangel erforderte diese Maßnahme, zu jener Zeit.
Dieser Umstand bescherten Walter eine Versetzung bzw. Mitverwendung in Jennersdorf, wo er von 1966 – 1968 auch in leitender Funktion tätig war. Immer wieder war improvisieren angesagt.
Als dienstältester Professor, der zwei Jahre davor von Eisenstadt nach Güssing gekommen war, übernahm Walter Dujmovits am 1.11.1968 die Leitung der Expositur Güssing, bis am 8.7.1970 Prof. Trinkl zum ersten definitiven Direktor bestellt wurde. Mittlerweile war Güssing bereits eine selbständige Schule, abgenabelt von Oberschützen. 1972 wurde Prof. Dujmovits zum ersten Administrator in Güssing ernannt.
Walter führte immer wieder eine amüsante Anekdote zu seinem ersten Dienstjahr im Südburgenland an: „Ich habe in dieser, für mich, sehr intensiven Phase meines Lebens, meine Frau, Heli, kennengelernt und auch geheiratet. Weil, so viel Zeit musste sein.“ Aus dieser Ehe gingen die beiden Söhne Walter Junior und Werner hervor.
Nach diesen organisatorisch fordernden Jahren widmete er sich mit ganzer Leidenschaft seiner Berufung als Lehrer. Von 1970 bis 1985 unterrichtete er mit Begeisterung Geschichte und Geographie – Fächer, die ihm Herzensanliegen waren. Parallel dazu hielt er 31 Jahre lang Vorlesungen an der Pädagogischen Akademie in Eisenstadt. In dieser Zeit schrieb er ein Buch, baute ein Haus, promovierte mit 49 Jahren zum Doktor – und blieb dabei immer ein neugieriger, lebensfroher Mensch.
Sein Innovationsgeist zeigte sich früh:
Schon 1972 begann er mit dem, was man später „Projektunterricht“ nannte. Unter dem Generalthema „Heimat Südburgenland“ entstanden Forschungsarbeiten, Ausstellungen und Begegnungen mit der eigenen Region. Die Ausstellung 1979, die über 6000 Besucherinnen und Besucher zählte, war richtungsweisend und inspirierte viele weitere Projekte.
Wie uns allen bekannt ist, beschäftigte er sich außerhalb und in der Schule intensiv mit dem Thema „Auswanderer nach Amerika“.
Besonders am Herzen lag ihm auch die Umweltbildung. Unter dem Motto „Umwelt mitgestalten – mitverantworten“ verband er Natur- und Heimatkunde, förderte das Bewusstsein für unsere Kulturlandschaft und initiierte Projekte wie die Gründung der Naturschutzjugend und die Errichtung des Schulbiotops.
Während seiner Zeit als Direktor, von 1986 bis 1997, setzte er bedeutende bildungspolitische Akzente:
Er war maßgeblich an der Einführung des Schulversuchs „ORG mit besonderer Berücksichtigung der Informatik“ beteiligt – eine echte Pionierleistung im Burgenland. Ebenso fiel die Implementierung des Gewerbegymnasiums im Jahr 1991 in seine Amtszeit – eine innovative, duale Ausbildungsform, die „Matura mit Lehre“ vereinte und vielen jungen Menschen neue Perspektiven eröffnete.
Beide Errungenschaften galten damals als Alleisstellungsmerkmal – beide finden sich heute noch im Bildungs- und Ausbildungsangebot seiner Schule, dem BORG Güssing.
Lieber Walter, wo fängt man an, wo hört man auf, wenn man über Dein Wirken spricht? Du hast in der Geschichte unserer Schule Spuren hinterlassen – Spuren, die bleiben.
Du hattest immer viel zu erzählen!
Mit einer unnachahmlichen Art und Weise, gelang es Dir selbst nach Deiner Pensionierung, Schülern mit lebendigen Anekdoten bzw. fesselnde Geschichten historische Themen erzählend zu erklären, manchmal fast zu visualisieren. Als Mitgründer und Mitglied der „Burgenländisch-Hianzischen Gesellschaft“ hast Du diesen Dialekt immer wieder in Deinen Vorträgen einfließen lassen.
Mit Deinem Humor, Deiner Begeisterung und Deiner unnachahmlichen Art zu unterrichten hast Du Generationen von Schülerinnen und Schülern geprägt. Du hast sie ermutigt, kritisch zu denken, die eigene Heimat zu verstehen und die Welt neugierig zu betrachten.
Und wer erinnert sich nicht an Deinen legendären Griff in die rechte Sakkotasche – um mit einem gezielten Zug den Scheitel zu richten? Ein kleines Ritual, das Dich unverwechselbar machte.
Als ehemaliger Schüler sage ich – stellvertretend für viele – Danke für Deine Leidenschaft im Unterricht.
Als Kollege und einer Deiner Nachfolger als Direktor, danke ich für Deine Weitsicht, Deinen Mut und Deine Menschlichkeit.
Und ganz persönlich danke ich Dir, lieber Walter, dafür, dass Du mir und vielen anderen ein freundschaftlicher Mentor warst – einer, der mit Wärme, Witz und Weisheit führte.
Du hast uns gelehrt, dass Bildung mehr ist als Wissen – dass sie Haltung, Verantwortung und Herz braucht.
Lieber Walter,
Dein Werk lebt in unserer Schule weiter.
Dein Name bleibt mit dem BORG Güssing verbunden.
Und Dein Geist – der Geist der Offenheit, der Neugier und der Menschlichkeit – wird uns weiterleiten.
Ruhe in Frieden, lieber Walter.
Du bleibst in unseren Herzen und in der Geschichte unserer Schule unvergessen.












