„Das Gesetz stattet Sie mit der Macht aus, über das Schicksal eines Menschen zu entscheiden. Bitte nehmen Sie diese Verantwortung ernst.“
Mit diesen eindringlichen Worten beginnt Ferdinand von Schirachs Erfolgsstück „Terror“, das von fünf SchülerInnen der 7C des BORG Güssing inszeniert wurde. Der Richter spricht das Publikum, das als Schöffen fungiert, zu Beginn des Stücks direkt an. Der imaginäre Vorhang hebt sich, das Gericht tagt, das Schauspiel beginnt.
Verhandelt wird ein 164-facher Mord: Ein Terrorist entführt ein Passagierflugzeug, in dem sich 164 Menschen befinden. Sein Ziel ist ein mit 70.000 Menschen vollbesetztes Fußballstadion. Doch nicht der Terrorist wird angeklagt. Angeklagt ist Lars Koch: Der Kampfpilot schießt befehlswidrig das Passagierflugzeug ab, um die 70.000 Menschen in dem Stadion zu retten. Er wählt somit das „kleinere Übel“.
Nun muss das Publikum die Entscheidung fällen: Ist Lars Koch ein Mörder und dessen Verurteilung gerechtfertigt, ja sogar unumgänglich? Gibt es überhaupt das „kleinere Übel“, wenn wir von Menschenleben sprechen? Dürfen wenige Menschen für viele Menschen „geopfert“ werden? Oder aber ist Lars Koch ein Held, weil er so viele Menschen gerettet und den notwendigen Mut bewiesen hat, sich der Entscheidung seiner Vorgesetzten zu widersetzen?
Die SchülerInnen übernahmen die Rolle der BühnenbildnerInnen, der RegisseurInnen und der SchauspielerInnen. Als Richter führte Raphael Pourkhalil überzeugend durch die Verhandlung; Sophie Heindl agierte als Staatsanwältin, als hätte sie nie etwas anderes gemacht; Lena Jandrasits verteidigte den Angeklagten souverän; Elisa Bilovits überzeugte in ihrer Doppelrolle als Offizierin und Mitanklägerin und Selina Seier argumentierte ruhig, besonnen und überzeugend als Lars Koch.
Den SchülerInnen gelang es, in ihrer eineinhalbstündigen Aufführung sowohl juristisch als auch philosophisch komplexe Fragestellungen packend zu verhandeln. Zum Schluss wurde abgestimmt: Der Angeklagte wurde freigesprochen.