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Der 94-jährige Sandor Vandor berichtete in englischer Sprache über sein Leben als ungarisch-jüdischer Zwangsarbeiter in St. Anna/Aigen.
1945 aus Budapest auf einem mehrtätigen und erniedrigenden Fußmarsch deportiert, landete er schließlich in St. Anna am Aigen. Dort mussten er und die anderen Zwangsarbeiter Panzergräben für den Südostwall ausheben. Die Entmenschlichung, die er damals erlebte, war eines der zentralen Themen. Hunger, Schwerstarbeit und katastrophale hygienische Bedingungen in den Baracken ohne Wasser ließen ihn an die Grenzen seiner Lebenskraft stoßen. Ein paar Frauen der Umgebung hatten Mitleid und gaben den bettelnden Zwangsarbeitern verbotenerweise ein paar Essensreste. Schwer an Typhus erkrankt, musste er den Todesmarsch nach Mauthauen kurz vor Kriegsende nicht mehr mitmachen. Die Kranken waren zum Sterben zurückgelassen worden, aber er überlebte. Er machte sich auf den Weg zurück nach Budapest, von wo er 1956 über Österreich nach Amerika ausreiste.
2005 kam er zurück, um die Frauen, die ihm damals etwas zu essen gegeben hatten, zu suchen und sich bei ihnen zu bedanken. Dabei half ihm Frau Weinhandl aus St. Anna, die ihn auch bei den Vorträgen immer begleitet, wenn nötig übersetzt und zusammenfasst.
„Das Wiedersehen mit Frau Lackner war besonders berührend“, schilderte Herr Vandor. Sie wagte es damals sogar, ihn in ihr Haus eintreten zu lassen. Die Bilder und Berichte der Frauen, die sich dem Verbot und den Drohungen widersetzten und damit ein wenig halfen, eigen uns, dass Menschlichkeit und Zivilcourage möglich waren.
„Nicht zu vergessen, sondern sich der Geschichte zu stellen. Gleichgültigkeit und Mitleidslosigkeit keinen Raum zu geben. Menschlichkeit und Zivilcourage besonders auch in Zeiten relativer Sicherheit und relativen Wohlstands zu zeigen “, lautete die finale Botschaft.
Herzlichen Dank an Herrn Vandor und Frau Weinhandl für den beeindruckenden Vortrag!